Wieder einmal fand - wie
alle 2 Jahre - an einem schönen Wochenende
im Juni in unserem schönen Meerbusch
Lank-Latum das traditionelle 4-tägige
Schützenfest statt. Höhepunkt dieses
Festes - und "ziemlich einmalig"
dazu - sind die spektakulären Barrikadenkämpfe.
Ich kann dieses Spektakel nur aus meiner Sicht
darstellen, für eine genaueren Abriss
fehlen mir leider "interne Kenntnisse",
manches mag sogar fehlerhaft sein - wer es
besser weiß, möge sich bekennen.
Die Barrikadenkämpfe gehen zurück
auf ein für Lank-Latum entscheidendes
Ereignis aus dem Jahre 1603. Damals wurde
dreisterweise die Fronleichnamsprozessesion
von 20 Söldnern des protestantischen
Grafen von Moers überfallen. Der Angriff
wurde jedoch heldenhaft vereitelt und die
Angreifer des Grafen in die Flucht geschlagen.
Dieses historische Schauspiel wird heutzutage
alle 2 Jahre in Meerbusch Lank-Latum neu
aufgelegt. Nun kämpfen jedoch nicht
mehr 2 Konfessionen gegeneinander, sondern
stattdessen die Freischar 1608 Latum gegen
die königstreuen Schützen. Um
es etwas abzukürzen: Die Freischar
verwehrt dem König seinen Zug über
den Kaldenberg im Herzen Latums - Auswärtige
vermögen sich diesen Berg inmitten
Latums übrigens so vorstellen, wie
man sich einen Berg am Niederrhein eben
vorstellt - ziemlich flach eben. Bereits
am Sonntagmorgen während der Königsparade
verhärten sich die Fronten zwischen
Freischarhauptmann und Schützenkönig
in der Regel dermaßen, dass der Kaldenberg
zum Schützenumzug von der Freischhar
mit 3 Barrikaden versperrt wird. Während
der Kampfhandlungen sind die Rebellen der
Freischar mit an Stöcken gebundenen
Brennnesseln bewaffnet, die sie ihren Gegnern
aufs heftigste um die Ohren donnern, die
Königstreuen hingegen lassen sich jedes
Schützenfest neue Geheimwaffen einfallen
- hier fliegen auch im Hochsommer schonmal
Schneebälle.
So kommt es beim Auftauchen des Königs
und seiner Treuen auch dieses Jahr am Kaldenberg
zunächst zu heftigsten Wortgefechten.
Hohn und Spott werden im unflätigsten
Ton über den jeweiligen Gegner geschüttet.
Der König hat diesmal als Geheimwaffe
Weiber dabei, die an Ort und Stelle einen
der Freischärler ver- und entführen.
Überhaupt spielt sich so manche Menschenräuberei
rund um das Kriegsspiel ab - so werden in
schöner Regelmäßigkeit z.
B. der Kriegs- oder der Finanzministers
des Königs entführt, um hinterher
diese Personen als Pfand einzusetzen. Die
Provokationen der Königstreuen werden
an der ersten Barrikade mit vielen Wasserbomben
und Brennnesselschlägen beantwortet,
schließlich aber fällt die Barrikade.
Aber am zweiten Hindernis wird es richtig
hart für die Vasallen des Königs.
Anscheinend hatten die Freischärler
den dicksten Wasserschlauch aus dem Pumpenhaus
organisiert und empfangen ihre Gegner mit
einem feuchten Schwall, der seinesgleichen
sucht. Da sie sich beim Einsatz desselben
dabei zunächst tüchtig einnässen,
ernten sie schallendes Gelächter von
Seiten der Königstreuen. In der Folge
spielen sich tumultartige Szenen ab. Es
wird gedroschen und geprügelt, dass
die Fetzen fliegen. Die Königstreuen
müssen sich eingestehen, dieses Jahr
einen besonders hartnäckigen Gegner
vor sich zu haben. Am Ende aber fällt
auch diese Barrikade.
Der 3. Akt des Schauspiels kann beginnen.
Es wird diskutiert, es werden Pfänder
ausgetauscht. Der entführte Kriegs-
(oder war es der Finanzmninister?), der
in einem ollen Kaufladen alte Kappesköppe
aus Krefeld Stratum verkaufen musste, wird
befreit, der von den Haremsdamen entführte
Galan zurückgetauscht. Aber trotzdem
fliegen wieder die Fetzen. Diesmal gibt
es richtig Dresche für die Königstreuen
und die Latumer Bevölkerung unterstützt
ihre Freischärler dabei und denkt nicht
an aufhören. Trotz dieses großen
moralischen Rückhalts gelingt es den
Königstreuen - um dem historischen
Vorbild treu zu bleiben - auch bei diesem
Schützenfest die Barrikaden zu räumen
und somit dem Schützenzug seinen Weg
zu ebnen.